Stummel, Kippen, Zigaretten – Ihr Einfluss in der Natur

Aus Kultur wird Konsum

Die Tabakpflanze ist der indigene Bevölkerung von Nordamerika schon lange bekannt. Sie wurde zu spirituellen Anlässen und als Heilmittel genutzt. Erst mit der Entdeckung Amerikas und der Kultivierung des Tabaks kamen im 17. Jh. Tabakwaren wie Pfeife und Schnupftabak auf. Erst im 1. Weltkrieg kam die Zigarette in Fahrt, die gegenwärtig den größten Anteil an Tabakwaren ausmacht. Die Moral der Soldaten sollte gesteigert werden und dies wurde ermöglicht durch die erste maschinelle Zigarettenfabrik von Philip Morris. Somit begann der Siegeszug des Tabaks oder eher der Zigarette.

Das Filterproblem

Heutzutage werden 6 Billionen Zigaretten konsumiert. Doch entstehen damit neue Problem, die wir zu bewältigen haben: Jährlich werden 4,5 Billionen Zigarettenfilter in die Natur entsorgt und die  darin aufgefangenen Giftstoffe können ungehindert in die Umwelt gelangen. Ein Experiment von Richard Gersberg¹ wollte die Schadstoffbelastung von benutzten und unbenutzten Filtern an Fischen testen. Er ließ für einen Tag einen benutzten Filter pro Liter in einem Ein-Liter-Eimer schwimmen. Danach setzte er Fische ein, wobei nach vier Tagen die Hälfte gestorben war. Selbst unbenutzte Filter töteten die Fische, sofern etwa 3 Filter auf einem Liter kamen. Aus diesem Test lässt sich ableiten, dass die Filter durch Wasser ausgewaschen werden und somit die Schadstoffe in Bäche, Flüsse, Abwasser und Grundwasser gelangen können und auch die Gesundheit des Nichtrauchers beeinträchtigen kann ohne auch nur direkten Kontakt zu Kettenraucher.

Zigarette – Inhuman und ungesund
Die Langzeitfolgen von vielen: Den Grundstoff für die Zigarette liefert Tabak, der vor allem in  China, USA und Dritte-Welt-Ländern, wie Malawi, angebaut wird. Die Tabakpflanze benötigt sehr viele Nährstoffe, wobei eine hohe Menge durch Düngen künstlich hinzugegeben werden muss. Dies führt nicht zuletzt zu einer Überdüngung des Bodens. Infolgedessen kann es zu Verunreinigungen des Grundwassers oder einer Eutrophierung von Seen und Flüssen kommen sowie zur Entstehung klimaschädlicher Gase wie Lachgas. Ein weiterer Grund, warum gedüngt werden muss, ist die unfruchtbare Erde des gerodeten Regenwalds. Denn 90% der Biomasse befinden sich in den abgeholzten Bäumen, die später zur Feuertrocknung (8-120 Std.) der Tabakblätter verwendet werden, da diese weitaus schneller vonstatten geht, als die Lufttrocknung (4-8 Wochen). Jedes Jahr gehen für den Tabakanbau 1,2 Millionen Hektar Wald verloren. Woran liegt das? Die Anbaufläche kann lediglich für zwei Ernten genutzt werden. Danach liegt sie brach und neue Flächen müssen kahl geschlagen werden, um die Nachfrage oder wohl eher dem Angebot nachkommen zu können. Diese unbestellten Äcker können nicht so einfach wieder aufgeforstet werden, da viele Nährstoffe durch Erosionen zusätzlich verloren gehen und die Böden versanden.

Natürlich und doch ein Fluch

Einst als Heilmittel verwendet, später als Beruhigungsmittel, gilt es heute als Rauschmittel. Nicht zuletzt wurde Rauchen als krebserregend deklariert. Wie vieles andere in unseren Leben, ist es allein die Unvernunft, die uns dazu bringt zu rauchen, auch wenn wir uns deren Gefahren im Klaren sind. Ein Widerspruch zu der allgemeinen Begierde nach Gesundheit und immer besser werdenden medizinischen Versorgung. Die Frage: Ist Rauchen unentbehrlich? Der biologische Tabak ist nicht schädlich, einzig allein der übermäßige Konsum und die daraus resultierenden umweltschädlichen Produktion. Nicht der einzelne Raucher trägt die Schuld, das wäre ein falsches Gewissen einzureden, sondern die Gesamtheit der Kettenraucher und vor allem der Tabakindustrie. Entweder man ändert etwas in der Produktion oder jeder sollte in Betracht ziehen, mit dem Rauchen aufzuhören oder sich wenigstens von Fertigzigaretten trennen, nicht vordergründig für sich, sondern vielmehr für die Umwelt. Rauchen ist auch nur ein kleines Rädchen im großen Zahnrad der Umweltproblematiken und der Tabakverzicht allein rettet die Welt nicht. Doch das Bewusstmachen von verschiedenen negativen Umweltfaktoren und deren Koordinierung kann die Zahnräder verlangsamen, bis sie sich in die andere Richtung drehen.

 

¹ http://www.cigwaste.org/Research/

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner